Die Kleinproduzent*innen direkt unterstützen

Foto: Jochen Schüller

Magalí Hoyos arbeitet im Kaffee-Handel der „Zentralen Genossenschaft der Indigenen im Cauca“ (CENCOIC). Die CENCOIC will die Entwicklung der Wirtschaft der indigenen Gemeinschaften unterstützen und stärken, dabei spielen Kaffee-Anbau und -Verkauf eine zentrale Rolle.

Die CENCIOC ist Teil der Strukturen des CRIC, daher sind hier auch Mitarbeiter*innen aus allen indigenen Gruppen des Cauca beschäftigt. Die Finanz-Fachfrau bei der CENCOIC ist von der Gemeinschaft der Misak, eine andere Mitarbeiterin ist Nasa. Magalí ist Yanacona.

Ein Interview von Jochen Schüller / Januar 2019

Was ist die Aufgabe von CENCOIC, der Zentralen Genossenschaft der Indigenen im Cauca?

CENCOIC will die Wirtschaft der Indigenen stärken. Die indigene Bewegung ist immer weiter gewachsen und ist politisch immer stärker geworden, auch was Gesundheit und Bildung betrifft. Doch sie war immer schwach in Bezug auf die eigene Wirtschaft. Deshalb wollen wir insbesondere die Produktion stärken und die Vermarktung der eigenen Produkte voranbringen. Seit 2011 bietet CENCOIC den Kaffee-Bäuer*innen eine Alternative zum herkömmlichen Markt. Das geschieht durch die direkte Vermarktung und den Export des Kaffees. Dadurch werden die Kleinproduzent*innen direkt unterstützt.

Welche Bedeutung haben dabei solidarische Gruppen wie z.B. das Kaffeekollektiv AROMA ZAPATISTA?

Solche Beziehungen sind immens wichtig: AROMA ZAPATISTA – wie auch andere solidarische Gruppen – arbeiten im Sinne der Solidarität, der gegenseitigen Unterstützung. Hier arbeiten verschiedene solidarische Organisationen zusammen, schließlich verfolgen auch CRIC und CENCOIC die Ziele der solidarischen Ökonomie. Wir versuchen, solche Beziehungen weiter aufzubauen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Der Kaffee bringt Vorteile, aber gibt es auch Nachteile? Wie sieht es mit der Produktion von Lebensmitteln aus, steht das in Konkurrenz zueinander?

Die Politik der CENCOIC verfolgt das Ziel, eine diversifizierte Produktion zu fördern. Neben dem Kaffee sollten auch andere Lebensmittel produziert werden. Bei den Nasa-Gemeinschaften, in denen wir den größten Teil des Kaffees produzieren, spricht man vom „Tul”. In diesen speziellen Gärten bauen sie eine Vielfalt von Lebensmitteln an, neben Kaffee eben auch Yucca, Bananen und mehr.

Wir wollen keine Monokulturen, sondern Vielfalt in der Produktion. Es hat keinen Sinn, nur Kaffee anzubauen und dann Lebensmittel von außerhalb zu kaufen. Wir möchten bei unserer Ernährung autonom bleiben.

Welche Bedeutung hat der faire Handel?

Der „faire“ Handel ist eine Option, wenn er den Kleinproduzent*innen ein etwas höheres Einkommen beschert. Aber der „faire“ Handel ist sehr gewachsen, viele große Kooperativen werden nun auch zertifiziert. Der „faire” Handel braucht immer größere Mengen. Und es gibt Konkurrenz innerhalb des „fairen“ Handels. Selbst der große Verband der Kaffee-Produzenten hat nun zertifizierten Kaffee im Programm. Gleichzeitig werden wir herausgedrängt, weil unser Kaffee von den Kleinproduzent*innen immer etwas teurer ist. Sie kaufen ihn einfach nicht mehr. Viele Einkäufer suchen große Mengen; die sozialen Prozesse und Projekte der Kleinbauernfamilien interessieren sie nicht mehr.

Auch im “fairen” Handel ist es hart geworden. Wir werden weiter an der Qualität unseres Kaffees arbeiten. Zusätzlich werden wir uns um die eigenen Strukturen kümmern, um den Kaffee in den eigenen Gemeinschaften besser vermarkten und verkaufen zu können.

Welche Bedeutung haben Frauen in der indigenen Bewegung und in den Kooperativen?

Die CENCOIC ist gegen jede Diskriminierung. Die Rolle der Frauen ist fundamental – als Kaffeeproduzentin oder auch bei der CENCOIC: Hier arbeiten auch mehrheitlich Frauen. Unter den Produzent*innen und Mitgliedern haben wir gleich viele Frauen wie Männer. Und die Arbeit dieser Frauen wird sehr geschätzt. Es gibt auch die Idee für einen reinen „Frauen-Kaffee”, aber das haben wir bislang noch nicht umsetzen können.

Was wäre denn ein solcher „Frauen-Kaffee“?

.. . einer, der nur von Frauen produziert wird. Zum Beispiel von Frauen, die Familienoberhaupt, also alleinerziehend sind, weil ihre Männer umgebracht wurden. Frauen, die in besonderer Art vom Verkauf des Kaffees abhängen. Das wäre ein sehr schönes Projekt: ein Kaffee von indigenen Frauen.


Dieses Interview ist Teil der Broschüre „Land, Kultur und Autonomie – Die indigene Bewegung des Cauca (Kolumbien)“, die im Januar 2019 von zwischenzeit e.V. veröffentlicht wurde.


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