»Die Bildung in die eigene Hand nehmen«

Selbstverwaltete Bildung im Südwesten Kolumbiens

Lernen am Beispiel und durch Anschauung ist einer der zentralen Grundsätze der „eigenen Bildung“ der indigene Bewegung. Die Schüler*innen gehen daher zum Unterricht oft raus in die Gemeinde – Foto: Eliseth Peña

Die Bewegung indigener Gemeinden des Departamento Cauca, organisiert im CRIC (siehe Kasten), hat in den letzten Jahrzehnten ein selbstbestimmtes Bildungssystem erkämpft und aufgebaut. Inmitten des Kampfes der Gemeinden für Land, Selbstverwaltung und eigene Gesellschaftsweisen sind die Schulen zu wichtigen Motoren der politisch-sozialen (Wieder-)Aneignung und kulturellen (Wieder-)Belebung geworden.

Martin Mäusezahl (Hamburg) und Eliseth Peña (Popayán, Cauca) / Januar 2021

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Uneingelöste Versprechen

Roseli Finscue Chavaco – Foto: Knut Henkel

In Kolumbien tobt die Gewalt durch bewaffnete Gruppen trotz Friedensabkommen weiter. Doch die indigene Bewegung des Cauca ist zu einer wichtigen Kraft der Veränderung geworden (siehe Infokasten unten). Mit dem Programa Mujer will Roseli Finscue Chavaco die Frauen der Bewegung stärken.

Interview: Eliseth Peña / Herbst 2020

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Die Uni als Teil des Kampfes

Die Universidad Autónoma Indígena Intercultural ist ein Ort der Selbstbestimmung der indigenen Bewegung im Cauca/Kolumbien

Das Wandbild am UAIIN-Hauptsitz symbolisiert die Kämpfen der indigenen Bewegung um Land. Foto: Martin Mäusezahl

Von Martin Mäusezahl und Eliseth Peña / Mai 2020

Vieles ist anders an dieser Uni. Im Zentrum der UAIIN, der Interkulturellen Indigenen Autonomen Universität, in Kolumbiens südwestlicher Provinz Cauca, steht das aus den Weltsichten und Kämpfen der indigenen Gemeinden entstehende Wissen. Statt Dozent*innen und Professor*innen gibt es dinamizadores-orientadores, was so viel wie Bewegungs- und Richtungsgeber*in bedeutet. Auch die Student*innen – aktuell sind es rund 1.000 – heißen dinamizadores, auch sie bringen die Prozesse in Bewegung. Das Bemerkenswerteste jedoch ist, dass hier eine Bewegung marginalisierter kleinbäuerlicher, indigener Gemeinden (siehe Kasten), die inmitten eines bewaffneten Konflikts für Land und Selbstbestimmung kämpft, ihre eigene Universität aufgebaut und deren staatliche Anerkennung durchgesetzt hat. »Die UAIIN ist integraler Bestandteil der indigenen Bewegung und eine unserer Widerstandsstrategien«, erklärt Rosalba Ipia, die politische Rätin der Uni. »Es gibt sie durch unsere Kämpfe.«

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„Wir indigenen Frauen mussten Widerstand innerhalb des Widerstands leisten“

Die Koordinatorin des Programa Mujer, Nelly Valencia Yule, spricht beim Treffen zum Thema „Indgene Justiz und Gewalt gegen Frauen” – Foto: Kaffeekollektiv Aroma Zapatista

Kaffeekollektiv Aroma Zapatista / November 2019

Der Fokus unserer letzten Reise in die Selbstverwaltungsgebiete der indigenen Bewegung im Cauca, Kolumbien, war die Situation und die Organisierung der Frauen in der Region. Dazu haben wir Gesprächen mit Frauen geführt und an einem Treffen des Programa Mujer (Frauen-Programms) teilgenommen. Hierdurch erfuhren wir viel über Erfolge und Schwierigkeiten ihres beeindruckenden Kampfes innerhalb einer ebenfalls beeindruckenden indigenen Bewegung.

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Fluch des Reichtums

Zuckerrohr-Fabrik im Cauca – Foto: Jochen Schüller

von Jochen Schüller / Januar 2019

Das Land im Cauca ist nicht nur fruchtbar, sondern auch reich an Bodenschätzen. Daher drehen sich die meisten Konflikte in der Region um Land und Rohstoffe. Großgrundbesitz und Agro-Industrie haben sich die fruchtbaren Ebenen des Cauca-Tals angeeignet. Nationale und internationale Rohstoffkonzerne wollen Mineralien und Gold ausbeuten, aber auch Wasser und Wälder sind im Visier der Konzerne zur kommerziellen Trinkwasser- oder Energiegewinnung oder für die Papierproduktion. Auf der anderen Seite steht die lokale Bevölkerung: kleinbäuerliche, indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften.

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Die Kleinproduzent*innen direkt unterstützen

Foto: Jochen Schüller

Magalí Hoyos arbeitet im Kaffee-Handel der „Zentralen Genossenschaft der Indigenen im Cauca“ (CENCOIC). Die CENCOIC will die Entwicklung der Wirtschaft der indigenen Gemeinschaften unterstützen und stärken, dabei spielen Kaffee-Anbau und -Verkauf eine zentrale Rolle.

Die CENCIOC ist Teil der Strukturen des CRIC, daher sind hier auch Mitarbeiter*innen aus allen indigenen Gruppen des Cauca beschäftigt. Die Finanz-Fachfrau bei der CENCOIC ist von der Gemeinschaft der Misak, eine andere Mitarbeiterin ist Nasa. Magalí ist Yanacona.

Ein Interview von Jochen Schüller / Januar 2019

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Cambio de Mano – gegenseitige Hilfe

Foto: Jochen Schüller

von Jochen Schüller / Januar 2019

Um zu den Kaffeebäuerinnen und -bauern zu gelangen, welche die CENCOIC mit Kaffee beliefern, muss ich eine mehrstündige Autofahrt von Popayán in den Norden des Cauca unternehmen. CENCOIC-Mitarbeiterin Magalí Hoyos und Agrartechniker Víctor Sabogal begleiten mich in den Norden des Cauca. Die Fahrt von Popayán, der Hauptstadt des Departements, über die Panamericana ist kurz vor der Stadt Santander de Quilichao zu Ende. Über Nebenstraßen geht es weiter nach Osten in die Berge der mittleren Anden-Kordillere. Irgendwann wäre es ohne Allradantrieb nicht mehr weiter gegangen. Der Regen hat die unbefestigte Straße in eine Schlammpiste verwandelt. Das Strukturproblem der Region wird einem hier plastisch vor Augen geführt. Die Wege sind weit, die Ortschaften schwer zugänglich. Wie sollen die Kleinbauern und -bäuerinnen von dort oben ihre Waren zu den Märkten ins Tal bringen?

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Manuel Quintín Lame Chantre (1880-1967)

Manuel Quintin Lame Chantre (Mitte), 1915, zusammen mit Mitkämpfern und Polizisten, die ihn verhaftet haben.

von Martin Mäusezahl /Januar 2019

„Einer der zentralen Gründe, die die Weißen dafür haben, uns in der wirtschaftlichen Unterdrückung zu halten, die wir erleiden, ist – noch vor dem Wunsch, sich unsere Arbeitskraft anzueignen und von dem Schweiß auf unserer Stirn zu leben – die Angst, dass wir eines Tages stark werden, fähig dazu, mit aller Macht unsere Rechte einzufordern und uns das Land zurück zu nehmen, das uns gewaltsam geraubt wurde.“ – Manuel Quintín Lame (Juni 1916)

Manuel Quintín Lame Chantre war indigener Aktivist und Rechtsexperte aus dem Südwesten Kolumbiens. Dort führte er den Aufbruch indigenen Widerstands an, der bis heute prägend für die indigene Bewegung Kolumbiens ist.

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