Kaffee statt Koka

Foto: Jochen Schüller

Víctor Sabogal ist Agraringenieur bei der CENCOIC und berät die Kaffeeproduzent*innen zu landwirtschaftlichen Fragen sowie in technischen und organisatorischen Dingen des Kaffeeanbaus.

Ein Interview von Jochen Schüller / Januar 2019

Welche Bedeutung hat der Kaffee für den Einzelnen, welche für die indigene Bewegung?

Bei den indigenen Gemeinschaften ist es schon lange Tradition, Kaffee anzubauen. Der Kaffee hat sich hier sehr gut den Höhenlagen, den Temperaturen und dem Klima angepasst. Er hilft den Gemeinschaften, einige ihrer Grundbedürfnisse zu befriedigen.

Sie setzen stark auf den solidarischen Handel?

Wir setzen auf die Solidarität in Europa, damit unsere Kaffeebäuer*innen bessere Lebensbedingungen und Einkommen haben. Auf der internationalen Ebene müssen wir betonen, dass CENCOIC gute Arbeit leistet, dass sich uns immer mehr Leute anschließen, weil sie die Vorteile erkennen. Die Gemeinschaften bieten der CENCOIC viel Kaffee an. Aber die Arbeit im Kaffeeanbau ist schwierig und hart, oft werden die Einnahmen diesen Anstrengungen nicht gerecht. Mit unseren Partnern versuchen wir eine Art gerechten Handel zu schaffen, bei dem die Konsument*innen etwas mehr bezahlen. Dieses „etwas mehr“ geht direkt an die Produzent*innen.

Welche Vorteile bietet die CENCOIC ihren Mitgliedern noch?

Neben dem höheren Verkaufspreis bieten wir auch Beratung, Ausbildung und Begleitung an und helfen bei der politischen Organisierung.

Gibt es auch ökologischen Kaffee-Anbau?

Ja, wir produzieren auch Bio-Kaffee. Der Sprecher der Gruppe ist zum Beispiel gerade dabei, auf „Bio“ umzustellen. Dieser Wechsel geht schrittweise und dauert drei Jahre. Wir begleiten diesen Prozess.

Was sind die neuen Projekte der CENCOIC?

ATE-SEK („Mond – Sonne“) ist ein fertiger Kaffee, also geröstet, gemahlen und verpackt, der direkt an die Konsument*innen hier verkauft wird. Die Vermarktung soll über die Genossenschaftsläden im Cauca laufen. Wir wollen hier einen Markt für den eigenen Kaffee erschließen.

Ist Kaffee eine Alternative zum Koka-Anbau?

Kaffee ist auf jeden Fall eine Alternative – aber nur nach dem Modell der CENCOIC!
Auf dem konventionellen Markt sind die Gewinne sehr gering. Manchmal liegt der Verkaufspreis sogar unter den Produktionskosten, dann beginnen die Bauern und Bäuerinnen oft, sich nach „alternativen“ Einkommensmöglichkeiten umzusehen. Und das ist dann häufig auch die Koka.

Mit der CENCOIC stellt der Kaffeeanbau eine Alternative dar, weil der höhere Abnahmepreis hilft, dass die Grundbedürfnisse in den Gemeinschaften befriedigt werden können.


Dieses Interview ist Teil der Broschüre „Land, Kultur und Autonomie – Die indigene Bewegung des Cauca (Kolumbien)“, die im Januar 2019 von zwischenzeit e.V. veröffentlicht wurde.


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