Minga: Kollektive Arbeit – gemeinsamer Widerstand

Nasa im Norden des Cauca bei der gemeinsamen Arbeit in einer Minga – Foto: Jochen Schüller

von Jochen Schüller /Januar 2019

Das Wort Minga kommt aus dem Quechua und klingt für viele Menschen der sozialen Bewegungen in Kolumbien mittlerweile wie ein Zauberwort. Es umschreibt viele Aktivitäten und Handlungen, wenn sie denn kollektiv geschehen.

Ursprünglich bezeichnet Minga das gemeinsame Arbeiten in der indigenen Gemeinschaft, wenn z.B. eine Schule renoviert oder ein Feld gemeinsam bestellt werden soll. Dazu verabredet sich die Gemeinschaft, es wird gemeinsam gearbeitet, gemeinsam gekocht und gegessen. Eine Minga beruht auf einem gemeinsamen Beschluss, sie ist keine von „Oben“ verordnete Pflichtaufgabe. Die Gemeinschaft, das Kollektive und Soziale spielen bei den Indigenen im Cauca eine ganz besonders große Rolle und die Minga ist Ausdruck eines Gemeinschaftsgefühls und der Verantwortung füreinander.

Seit einigen Jahren wird Minga aber auch als Begriff für andere gemeinschaftliche Tätigkeiten und Aktionen genutzt. Die Minga als Begriff für gemeinsamen Protest und Widerstand ist spätestens seit den großen Protest-Mingas 2005 und 2008 vielen Menschen außerhalb der indigenen Gemeinschaften bekannt. Im Herbst 2008 wurde aus der Minga der Indigenen des Cauca eine breite landesweite Protest-Bewegung, die viele andere Bewegungen einschloss und bis in die Hauptstadt Bogotá zog und den ultra-rechten Präsidenten Uribe herausforderte. Dieser Aufstand im Herbst 2008 richtete sich gegen die neoliberale Politik, insbesondere das geplante Freihandelsabkommen mit den USA, gegen die Militarisierung der Gesellschaft und die allgemeine Repression der rechtsextremen Regierung, Armee, Polizei und Paramilitärs. Mit dieser Massenbewegung wurde „MINGA“ auch außerhalb der indigenen Gemeinschaften zum Begriff.

Minga wird aber auch weiterhin als Bezeichnung für verschiedenste gemeinschaftliche Aktivitäten benutzt: So heißt die gemeinsame Medienarbeit nun Minga de Comunicación bei den Landbesetzer*innen im Norden des Cauca. Die Minga de Arte ist eine gemeinsame Kunst-Aktion.



Jochen Schüller – Journalist, Projektmanager und Aktivist – arbeitet seit 2002 zu Kolumbien.


Dieser Artikel ist Teil der Broschüre „Land, Kultur und Autonomie – Die indigene Bewegung des Cauca (Kolumbien)“, die im Januar 2019 von zwischenzeit e.V. veröffentlicht wurde.


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